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Die Kraxe - eine Alternative zur Tragehilfe?

Aktualisiert: 7. Juli

Eine Kraxe erscheint auf den ersten Blick praktisch. Erfahre im folgenden Beitrag, was die Vor- und Nachteile einer Kraxe sind, wann sie Sinn macht und ab wann man sie benutzen kann.


Kinderkraxe

Aufbau der Kraxe


Schauen wir uns zunächst mal den Aufbau von Kraxen an. Letztendlich bestehen Kraxen aus einem anpassbaren Rückenteil, von dem oben gepolsterte Schulterträger und unten ein Hüftgurt zur verbesserten Gewichtsverteilung weggehen. Hinter dem Rückenteil befindet sich ein Sitz für das Kind, um den ein gepolsterter Rahmen herumgeht. Unter dem Sitz des Kindes befinden sich ein oder mehrere Fächer, um Dinge zu verstauen. Je nach Sitz können die Beine des Kindes in höhenverstellbaren Fußschlaufen angewinkelt und abgestützt werden, oder die Kinder sitzen in einer Art Beutel - ähnlich einer Tragehilfe - der von Kniekehle zu Kniekehle geht und keiner weiteren Fußstützen bedarf.




Optional gibt es zusätzlich noch Sonnendächer und Regenverdecks oder Rucksäcke, die an der Kraxe befestigt werden können.


Ab wann kann eine Kraxe verwendet werden?


Die Hersteller geben unterschiedliche Altersempfehlungen an, etwa zwischen 6-9 Monaten. Einig sind sich aber alle in einem Punkt - unabhängig vom Alter:

Das Kind muss selbstständig und frei sitzen können!

Der Zeitpunkt hierfür ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Die Kraxe sollte dann auch nur für die Zeitspanne verwendet werden, in der das Kind selbst sitzen kann. Hat dein Baby also vor kurzem erst das freie Sitzen für sich entdeckt, solltest du mit einer 2-Stunden-Wanderung lieber noch etwas warten.

Im Gegensatz zur Tragehilfe sitzt das Kind in der Kraxe in einem richtigen Sitz, während es in der Tragehilfe rundum gestützt wird.


Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Kraxe erst dann richtig Sinn macht, wenn das Kind zuverlässig nicht mehr bei längeren Spaziergängen einschläft. Ein Nachteil der Kraxe ist dabei, dass das Kind den Kopf nicht an die tragende Person anschmiegen kann, sondern der Kopf letztendlich in einer meist überstreckten Haltung auf dem gepolsterten Rahmen, der um das Kind führt, liegt. Alternativ kann natürlich der Zeitpunkt und die Dauer eines Ausflugs mit der Kraxe an die Schläfchen vom Kind angepasst werden.


Was sind die Vorteile einer Kraxe?


Ganz klar: der Stauraum! Gerade mit Kindern hat man relativ schnell viel Zeug beisammen, das noch irgendwie mit soll. Wickelsachen, Wechselkleidung, Trinken, ein Snack, Geldbeutel, Schlüssel, Sonnencreme, und und und. Ich gebe zu, für lange Ausflüge mit einem Tragekind ist das eine gute Lösung. Zwar gibt es auch kleine Taschen, extra zum Befestigen an Bauchgurten von Tragen, jedoch ist das Packmaß dabei schnell erreicht.

Andererseits kann beispielsweise ein Elternpaar das Gewicht wunderbar aufteilen. Eine/r das Kind, der/die andere den Rucksack.


Für das Kind ist die Kraxe insofern von Vorteil, dass es ein enormes Sichtfeld hat. Von hoch oben hat es den absoluten Rundumblick und je nach dem auch ein bisschen mehr Bewegungsfreiraum, weil es nicht Körper-an-Körper getragen wird. Vielleicht wäre so ein Ausflug in der Kraxe auch einfach mal ein spannendes Highlight, statt der Fahrt mit dem Bollerwagen.


Einige Menschen mögen es auch einfach nicht, für längere Zeit konstant berührt zu werden. Das ist okay und ich möchte dazu nichts weiter sagen. Dann kann eine Kraxe auch eine gute Möglichkeit sein, das (größere) Kind ohne Körperkontakt zu tragen.

Im Sommer finden es manche auch angenehmer, etwas "Luft" zwischen den Körpern zu haben. Wobei ich mit einem Augenzwinkern sagen würde, dass man durch das höhere Gewicht mindestens genauso viel schwitzt.


Waldspaziergang mit der Kinderkraxe Thule sapling


Welche Nachteile hat eine Kraxe?


Ein großer Nachteil, der viele vom Kauf einer Kraxe abschreckt ist der relativ hohe Preis. So gehen namenhafte Kinderkraxen bei rund 170€ los und gehen preislich hoch bis über 400€. Ganz schön viel Geld, ohne vorher zu wissen ob die Kraxe zur tragenden Person passt und dann auch noch das Kind gerne drin sitzt. Andererseits haben Kraxen je nach Zustand auch einen relativ hohen Wiederverkaufswert. Du kannst meine Kraxe selbstverständlich ausleihen und testen!


Ein weiterer Nachteil ist das Eigengewicht von rund 3,5 kg. Hört sich zunächst nach wenig an, kommt dann aber noch das Kind und Gepäck (Getränke!) dazu, sind 15kg schnell erreicht. Für Ungeübte kann das bei einem Spaziergang ordentlich zu spüren sein.

Auch die Maße einer Kraxe schneiden im Vergleich zu Tragehilfe + Rucksack relativ schlecht ab. Natürlich passt eine Kraxe in jedes Auto, handlich ist sie trotzdem nicht.


Für manche scheint der fehlende Körperkontakt von Vorteil zu sein. Allerdings findet dadurch auch weniger subtile Kommunikation statt. Klar, man kann sein Kind einfach fragen, ob alles passt. Aber welcher 1-jährige kann konkret benennen, ob er nun müde oder aufgeregt ist, pinkeln muss oder sich nur mal kurz strecken müsste? In der Kraxe kann man die Körperspannung des Kindes nicht erfühlen. Man kann nicht spüren, ob es nun schläft oder angespannt ist. Nicht hören, ob es leise seufzt oder tiefer atmet. Und wie bereits beschrieben, kann das Kind beim Einschlafen den Kopf nicht so bequem ablegen.

Um das Kind immer im Blick zu haben, bieten viele Kraxen-Hersteller kleine Spiegel an. Als Alternative geht auch immer der Blick in die Handykamera, unabhängig davon mit was ich das Kind auf dem Rücken trage.


Im Sommer für die tragende Person ein Vorteil - weniger schwitzen. Allerdings bedeutet das auch weniger Abkühlung für dein Kind. Denn Schwitzen reguliert auch die Temperatur des Kindes mit, indem durch die Verdunstung die Haut der tragenden Person tendenziell kühler ist, als die des Kindes. Quasi wie ein feuchter Waschlappen, den man sich auf die Stirn legt, wenn es zu warm ist. Das Selbe gilt natürlich auch für den Winter. Fehlender Körperkontakt bedeutet fehlende Körperwärme. Vor allem, wenn das Kind sich beim Tragen nicht bewegt.


Ein weiteres Problem kann der ungünstig gelegene Schwerpunkt werden. Das Gewicht liegt beim Tragen mit einer Kraxe nicht direkt am Körper, sondern weiter hinten. Dadurch kann ein "instabiles" Tragegefühl entstehen, weil die Bewegungen anders ausgeglichen werden müssen. Beim Tragen mit einer Tragehilfe ist das Kind immer körpernah am eigenen Schwerpunkt und macht jede Bewegung automatisch mit.


Die Anhock-Spreiz-Haltung ist beim Tragen mit einer Kraxe meist "nur" bedingt möglich. Andererseits ist es das auf einem Stuhl sitzend auch nicht, und anders als mit einer Trage oder einem Tuch wird die Kraxe im Alltag nicht so häufig verwendet - ich persönlich habe zumindest noch nie mit Kind in der Kraxe gekocht oder war damit beim Einkaufen. Zumal die Kinder in der Kraxe ja auch schon etwas größer sind.


Genauso wie bei einer Fullbuckle ("Vollschnallentrage") sollte man auch bei einer Kraxe zusätzlich beachten, dass pro tragender Person eine neue Einstellung des Rückenteils und der Träger notwendig wird. Das kann nervig werden, wenn man sich oft abwechselt und nicht die gleichen Proportionen hat.


Spaziergang mit der Kinderkraxe Thule sapling


Ist die Kraxe eine Alternative zur Tragehilfe?


Nein. Ich finde nicht, dass eine Kraxe eine Alternative zur Tragehilfe ist. Aber sie stellt eine gute Ergänzung dar! Für alltägliche Aufgaben und Mittagsschläfchen ist eine Kraxe einfach zu unpraktisch, zudem ist die Kraxe nur für die Rückentrageweise geeignet - andere Tragehilfen sind da wesentlich flexibler. Dafür kann eine Kraxe auf Ausflügen oder Wanderungen vom Stauraum profitieren und ein cooles Highlight für Kinder sein.

Es kommt also ein bisschen darauf an, für welche Zwecke ich ein Kind tragen möchte. Meine Töchter sitzen gerne darin und genießen die Aussicht. Ich persönlich mag das Tragegefühl der Kraxe gar nicht - für mich ist nichts bequemer als ein Tuch. Mein Mann wiederum mag die Kraxe sehr gerne und findet sie sehr angenehm zu tragen. Das ist so individuell wie die jeweiligen Familien. Deshalb macht es vor dem Kauf absolut Sinn, vorher zu testen. Wenn alles gut passt, steht eurem nächsten Ausflug nichts mehr im Weg! Auch keine Treppen ;-)


Aufstieg in einer Klamm

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